Gamen als Chance: Wie wir Motivation und Fähigkeiten der Jugendlichen in den Alltag bringen

Beim Gamen entwickeln sich Fähigkeiten, die sich auch im Leben einsetzen lassen

Die Motivation beim Gamen ist oft unerschöpflich. Möchten Sie mehr darüber erfahren, wie sich diese Faszination und Ausdauer sinnvoll in den Alltag der Kinder und Jugendlichen übertragen lässt?

Wie erkennt man den Unterschied, ob Gamen eine ausgleichende Freizeitbeschäftigung darstellt oder zu einer gefährlichen Sucht geworden ist?

Viele Eltern und Lehrpersonen verzweifeln beinahe an der Gaming-Leidenschaft der Kinder und Jugendlichen. Nichts ausserhalb dieser Welten scheint noch wirkliches Interesse zu wecken. Diese belastende Situation lässt sich in positive Bahnen lenken. Dabei geht es um die Themen der intrinsischen Motivation, Selbststeuerung und Übertragung von Fähigkeiten aus der Gaming-Welt in den Alltag und praktische Ansätze für Eltern, welche mit ihren Jugendlichen in Kontakt bleiben und sie unterstützen wollen.

Als Eltern stehen wir oft vor der Herausforderung, die Freizeit unserer Jugendlichen zu verstehen und in sinnvolle Bahnen zu lenken. Besonders das Thema Gamen sorgt dabei regelmässig für Konflikte. Während sich Kinder und Jugendliche stundenlang in virtuellen Welten aufhalten, scheinen alltägliche Aufgaben und soziale Interaktionen für sie völlig uninteressant zu sein. Doch was wäre, wenn wir die Begeisterung und Ausdauer, die sie in der Gaming-Welt entwickeln, nutzen könnten? Was macht es so attraktiv, „mit einem Bildschirm zu kommunizieren“? Sogar Fremdsprachen werden täglich auf Apps freiwillig geübt und das über viele Monate hinweg.

Gaming – eine Quelle der intrinsischen Motivation. Gerade Jungs fühlen sich sehr angezogen, weil sie ein hohes Mass an Autonomie erfahren dabei und sich von der Erwachsenenwelt abgrenzen können

Viele Jugendliche, besonders Jungs finden eine starke intrinsische Motivation im Gaming. Spiele bieten ihnen klare Ziele, sofortiges Feedback und ein hohes Mass an Autonomie. Das sind Faktoren, die intrinsische Motivation fördern. Sie erleben Herausforderungen und entwickeln Strategien, die sich in der Spielwelt weiterbringen. Genau diese Qualitäten können auch im realen Leben von grossem Nutzen sein.

Klare Ziele geben den Kindern und Jugendlichen Orientierung. Dadurch bekommen sie einen sicheren Rahmen, in welchem sie sich ausprobieren können.

Sofortiges Feedback ist lernfördernd. Unmittelbare Rückmeldungen machen es möglich, sich selbst einzuschätzen und das Handeln sogleich zu korrigieren. Es darf auch mehrmals falsch sein. Weitere Versuche werden belohnt, ohne dass es zu einer Beschämung oder einem direkten Vergleich mit andern kommt.

Das Autonomiegefühl tritt dann ein, wenn das Gefühl besteht, etwas aus eigenem Antrieb geschafft zu haben.

Aus unterschiedlichen Gründen kann genau dieses Gefühl der Selbstwirksamkeit im realen Leben nicht erfahren werden. Dadurch nimmt der innere Antrieb ab. Ohne diesen Antrieb gelingt es schlecht, Anforderungen zu erfüllen. Wenn das alles in der virtuellen Welt so viel einfacher und lustvoller erlebt wird, ist nachvollziehbar, wie gross die Anziehung dieser Games wirkt. Es entsteht ein Teufelskreis: Je weniger Erfolg im Aussen, desto mehr Zeit wird beim Gamen verbracht. Je mehr Zeit beim Gamen verbracht wird, desto weniger Motivation ist für die Bewältigung des Alltags vorhanden. So kann das Gamen zur Flucht werden und als Kompensation für Nichtgelebtes im Alltag dienen. Dann ist Gamen nicht mehr einfach als eine ausgleichende Freizeitbeschäftigung zu betrachten. Es ist zu einer gefährlichen Sucht geworden. Durch genaues Beobachten lässt sich unterscheiden, welche Funktion das Gamen hat.

Es ist sehr wichtig, in einer guten Beziehung mit den Jugendlichen zu sein. Gemeinsame Gespräche oder Aktivitäten stärken diese. Dabei geht es darum zu erfahren, was die Jugendlichen denken, mögen und wovon sie träumen. Ganz nebenbei können verbindende Gespräche entstehen z.B. beim Einkaufen, Mofa flicken oder beim Abholen nach einer Party.

Die Herausforderungen: Transfer von Gaming-Fähigkeiten in den Alltag

Gaming wird oft als reiner Zeitvertreib gesehen. Die dabei entwickelten Fähigkeiten, können auch in der realen Welt eingesetzt werden.
unter anderem lernen sie dabei:
– Problemlösungsstrategien
– Teamarbeit und Kommunikation
– Selbstdisziplin und Ausdauer

Diese Fähigkeiten sollten in den Alltag übertragen werden können.

Apps zur Förderung der Alltagsmotivationen

Es gibt mittlerweile Apps, die speziell darauf ausgelegt sind, die Motivation und die Fähigkeiten aus der Gaming-Welt in den Alltag zu übertragen. Sie verwandeln das tägliche Leben in ein Rollenspiel. Hausarbeiten, Lernen oder Sport werden zu „Quests“. Diese gilt es zu bewältigen. Nutzer sammeln Punkte, steigen im Level auf und können mit Freunden zusammenarbeiten, um gemeinsame Ziele zu erreichen. So wird das Erledigen von Alltagspflichten in ähnlicher Art und Weise spannender gestaltet. Verständlicherweise kann bei Eltern die Befürchtung entstehen, dass sich jetzt alles nur noch digital umsetzen lässt. Doch wenn die Jugendlichen vermehrt echtes Interesse spüren, wächst in der Regel auch ihre Bereitschaft. Sie lassen sich dann eher wieder einmal auf gemeinsame Gespräche und Aktivitäten ein.

Ein gemeinsames Projekt kann auch das Finden einer Lehrstelle sein oder das Flicken des Fahrrades. Warum nutzen wir dafür nicht gewisse Herangehensweisen aus der Gaming-Welt?
Auch wenn die wenigsten Erwachsenen je mit diesen Inhalten richtig vertraut werden, können wir dennoch die Grundstruktur übernehmen. Alle Ziele werden in Teilziele unterteilt und sofort belohnt, wenn sie erfüllt sind.

Im Alltag geht das Erreichen von weit entfernten, grösseren Zielen in der Regel mit einem Aufschub der Bedürfnisbefriedigung einher. Genau das entspricht vielen Gaming-Helden weniger. So kann es hilfreich sein, gemeinsam Teilziele zu bestimmen und zu planen. Sind dann Aufträge erfüllt, kann darüber gesprochen werden, wie das gelungen ist. Dadurch wächst das Bewusstsein, selbst etwas bewirken zu können. Das positive Gefühl, das damit verbunden ist, führt mit der Zeit zu immer mehr intrinsischer Motivation.

Wenn wir die Kinder und Jugendlichen von heute da abholen, wo sie stehen hat das mehrere Vorteile

  • Einbeziehen und Verständnis: anstatt Gaming als reinen Fluch zu sehen, könnten Erwachsene sich dafür interessieren, welche Spiele ihre Kinder spielen und was daran so fasziniert. Dieses Verständnis ist der erste Schritt, um eine Brücke zwischen der virtuellen und der realen Welt zu schlagen.
  • Zusammenarbeit: Gemeinsam mit den Kindern können Eltern diese Apps ausprobieren, um die Aufgaben in der Familie gemeinsam zu organisieren. Jedes Familienmitglied kann seine „Quests“ erstellen und so lernen, Verantwortung für Aufgaben im Haushalt oder in der Schule zu übernehmen.
  • Positive Verstärkung: Eltern können Fähigkeiten anerkennen und die Kinder weiter ermutigen, im täglichen Leben zuverlässig  dran zu bleiben. Entlastend wirkt dabei, dass die Aufforderung der Aufgaben über die App ersichtlich wird. Das wirkt neutraler, als wenn die Erwachsenen dauernd ermahnen.
  • Führungsqualitäten werden in den Games eingeübt, wenn gemeinsam auf ein Ziel hingearbeitet wird. Auch Verantwortungen für Projekte in der Schule oder in der Familie können so Jugendlichen übergeben werden. In den meisten Fällen sind die Jugendlichen viel schneller vertraut mit solchen Apps als ihre Eltern. Da ist es naheliegend, dass die Eltern es sich erklären lassen. Durch interessiertes Fragen und das Ästimieren der Fähigkeiten von Jugendlichen, wird die Beziehung gestärkt. Sie fühlen sich gesehen, wichtig genommen und selbstwirksam.

Vom Fluch zum Segen: Den Wandel in der Einstellung vorantreiben

Indem wir Gamen nicht nur als Bedrohung, sondern auch als Potenzial betrachten, können wir einen positiven Wandel in der Erziehung herbeiführen. Es geht darum, die Welt unserer Kinder zu verstehen und die dort entwickelten Stärken in den Alltag zu integrieren. So können wir helfen, ihre intrinsische Motivation auch in den Bereichen zu nutzen, die ihnen wenig spannend erscheinen.

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